Zäher Rostbraten kommt als entspannter Reggae daher

BKZ-Online 27.02.17
Schwäbischer Liederabend mit „Mayer & Müller“ im Backnanger Waldheim– Veranstalter wird überrascht durch den großen Ansturm an Zuhörern.
Proppenvoll war es am Samstag in der Gaststätte Waldheim bei einem schwäbischen Liederabend mit „Mayer & Müller“. Mit eigenen Texten und Melodien gab das Duo mal amüsant mal nachdenklich Einblicke in den Alltag im Ländle und die schwäbische Seele.

Des Dialekts sollte man schon mächtig sein: Ulrich (Uma) Mayer (links) und Ulrich (Ules) Müller bieten „Schwäbisch für älle“. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Mit einem so großen Ansturm haben selbst die Veranstalter vom Waldheim-Verein nicht gerechnet. Eilig werden noch Stühle von draußen hereingetragen. Bei rund hundert Besuchern wird es im Saal der Gaststätte eng. Trotzdem herrscht eine gemütliche, familiäre Atmosphäre. An den Tischen wird gegessen oder zusammen ein Gläschen getrunken. Peter Arndt, 1. Vorsitzender des Waldheim-Vereins, eröffnet den Abend.
Mit E-Gitarre und Akustik-Gitarre begleitet das Duo, bestehend aus Ulrich (Uma) Mayer und Ulrich (Ules) Müller, den zum Teil zweistimmigen Gesang: „Mei Vater hat a Stückle ghet, und i hab’s net wella.“ Denn, so heißt es in dem Text aus Müllers Feder, er fliege lieber auf die Seychellen. Kurzweilig und amüsant sind die Lieder im Programm: „Schwäbisch für älle“. Des Dialekts sollte man schon mächtig sein, etwa, wenn es in einem Text um die unglaublich vielseitigen Einsatzmöglichkeiten des Wortes „ebbes“ geht.
Musikalisch sind unterschiedliche Stilrichtungen eingestreut. Ein Lied von „Sachen, die nerven“, wie etwa ein Rostbraten, der zäh wie Leder ist, kommt als entspannter Reggae daher. Beim Text über die schwäbischen Himmelsrichtungen: „Nuff, nomm, nieber und na“ kommen außer den Gitarren Tröten zum Einsatz. Ulrich Mayer greift zwischendurch zur Melodica oder zur Ukulele. Auch, wenn die Akustik im Raum manchmal etwas zu wünschen übrig lässt, tut das der Stimmung keinen Abbruch. Beim Lied „Koiner“, in dem es darum geht, dass einem in manchen Situationen niemand hilft, stimmt das Publikum in den Refrain mit ein.
Die beiden Ulrichs plaudern darüber, wie sie sich kennengelernt haben. Nämlich bei Käsewürfeln und einer Dose Ravioli in Mayers nicht ganz perfektem Haushalt. Müller hat daraufhin einen Song für ihn geschrieben mit dem Titel: „Du brauchsch a Frau.“ Dass die Chemie bei dem Duo stimmt und sie viel Spaß zusammen auf der Bühne haben, merkt man ihnen an. „Bei mir ist Musik immer Freundschaftssache“, sagt Ulrich Mayer, der auch bekannt durch die Band „Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys“ ist.
Nicht bei allen Liedern blödelt das Duo auf der Bühne. Balladen stecken zuweilen voller Tiefgang. „I han a Träne in meim Bier“, singt Müller. Es geht um die Trauer darüber, dass die Menschen sich nicht mehr verstehen und keiner dem anderen zuhört. Sie würden nur noch nach Leistung gemessen, die anderen würden vergessen. Mucksmäuschenstill wird es im Saal der Waldheim-Gaststätte. Aber diese melancholische Stimmung ist nicht von langer Dauer.
„Schädel, Fuß ond Ranza,
des isch dr Schwob im Ganza“
Eigentlich sei Mayer nur sein Künstlername und er würde in Wirklichkeit Müller heißen. Bei Müller sei das umgekehrt, blödelt das Duo herum. Eigentlich hätten sie noch einen Dritten im Bunde gesucht, aber niemand mit dem Namen Schmidt gefunden. Dieser Abend sei eine „Antifa-Veranstaltung“ – eine Antifaschingsveranstaltung. Nicht jeder ist schließlich am närrischen Treiben an diesem Wochenende interessiert.
„Schädel, Fuß ond Ranza, des isch dr Schwob im Ganza“, legen die beiden los und gehen über zum einzigen Beruf, bei dem es keine Frauenquote gebe. „Samenspender“ heißt das Lied, bei dem sie sich mit Gitarre und Ukulele zu rasantem Tempo steigern.
Beim Most-Blues setzt Müller seine Rockröhre ein und die Besucher erfahren, was es mit dem schwäbischen Ausdruck „Lällabebbl“ auf sich hat. Am Ende laufen „Mayer & Müller“ noch mal zu Höchstform auf, wenn es zwar um ein so banales Thema wie verschiedenfarbige Aufkleber geht, aber der Rhythmus mit viel mitreißendem Pep schon allein in den Worten liegt: „Bäbberle, bäbberle, bäb…“ Da wird im Saal gut gelaunt mitgewippt, und erst nach drei Zugaben lässt das Publikum das Duo gehen.