Pointentreffsicher wie Ronaldo

Fast auf den Tag genau nach einem Jahr hatte der Waldheimverein Backnang am vergangenen Samstag wieder den Kabarettisten Uwe Spinder in die urige Gaststätte am Plattenwald zum Kulturherbst eingeladen. Nachdem der Stuttgarter bereits 2016 begeistern konnte, bescherte er diesmal dem Publikum mit seinem neuen Fußball-Programm zwei Stunden allerbeste Unterhaltung mit höchst amüsanter Kost rund ums geliebte Leder.

Spinder gab Geschichten von der Kreisliga bis zum WM-Finale zum Besten, Komik von der Stadionwurst bis zu Ronaldo, lustige Sprüche und eine fröhliche Reise durch den Fußball-Kosmos. Man sollte meinen, ein Abend nur für Aktive, Experten und die Männerwelt, aber mitnichten. Der leidenschaftliche VfB-Fan schaffte es, den Fußball so spritzig und witzig zu verpacken, dass alle herzhaft mitlachen konnten, auch all jene, die in der Materie weniger bewandert sind.

Die Hautnah-Atmosphäre tat ein Übriges. Ohne Podium und Technik, nur mit dekoriertem Stehtisch, band der Comedian sein Publikum mit vergnüglichen Plaudereien von Anfang an mit ein und sorgte so für locker ausgelassene Stimmung. Wie ein Kanon ging das Lachen zumeist von Tisch zu Tisch, da Spinders Pointen und Sprüche Lachsalven im Minutentakt hervorbrachten. Man merkte ihm selber an, mit wieviel Spaß er agierte und seine humorvoll zusammengestellte Schmankerl-Sammlung anbrachte.

Zu Beginn widmete er sich einer Zeitreise, vergaß aber nicht, nicht die aktuellen Zustände zu beleuchten. Über skurriles Regelwerk der frühen Jahre kam er zu den Schiedsrichtern. Haufenweise Kuriositäten folgten, umrahmt von Anekdoten um Kultreferees. Mit Bonmots zu Unparteiischen leitete Spinder weiter zu den Reportern. An „Fernsehfaselgeister“ wie „Klappscheitel Huberty“, „Nabend allerseits Faßbender“ oder an Klassiker wie Heinz Maegerleins Spruch „Millionen standen an den Hängen und pissten“,  wurde erinnert.

Auch heutige Fußballshows und ihr aufgeblasenes Expertentum veräppelte Uwe Spinder. Perlen des Schwachsinns wie „Waldis Weißbier-Club“ oder „Best-of Busankunft“ sorgten für „Gehirnschluckauf“. Seine Parade der dämlichsten Kommentare gipfelte in „Die Paraguayer foulten wie die Leprakranken“ oder „Zwei Minuten gespielt, noch immer hohes Tempo“. Für den humoristisch-krönenden Abschluß im ersten Abschnitt sorgte das Vorzeigen von Panini-Sammelbilder und Alben. Unfassbar anmutende Frisuren, Bärte und Kicker sorgten für heiteren Diskussionsstoff beim Pausentee.

In Halbzeit zwei ging es an die Basis, an das Biotop der Freizeitkicker. Selbst noch Hobbyspieler, erzählt der Komiker von grätschenden Abwehrrecken, eissprayfuchtelnden Betreuern, Rentner-Hooligans, Spielerfrauen auf dem Catwalk bis hin zum Ehren-Bratwurstbeauftragten. Bei Teamnamen wie „Lokomotive Lattenschuss, FC Wadenkrampf oder TSG für 18,99 € besoffen sein“ kannten die Zuhörer kein Halten mehr. Lautstark wurde geprustet und gelacht, die Zwerchfelle bis zur allerletzen Muskelfaser strapaziert. Auch Frauenfußball, der es sehr schwer hat anerkannt und groß zu werden, wurde erwähnt. Am Anfang des Frauenfußballs steht nämlich das Hauptproblem „finde du mal 11 Frauen, die das gleiche anziehen“.

Abschließend kamen die Intellektuellen und Ballakrobaten zu Wort. Spinder brachte hier parodierten Wortwitz vom Feinsten, vom Papst über Kaiser Franz und Bob Marley bis zu Seppl Herberger. Und gerade bei den großen „Denkern und Verbalerotikern“ durfte am Ende des Programmes einer nicht fehlen: „Loddar Maddäus“. Der sagte unnachahmlich über sich: „I´m a german record player“.

Es bleibt festzuhalten, ein Fußball-Kleinod mit Pointen, Bonmots und Absurditäten am laufenden Band, das im Herbst 2018 ganz sicher seine Fortsetzung beim Waldheimverein Backnang finden wird.

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